Die Pyramiden von Meroe im Sudan

Entdecke eine Stadt mit über 200 Pyramiden. Das ist Meroe, die Hauptstadt des historischen Reiches von Kusch im Niltal des Sudan.

Du kannst dir den Inhalt

*Die Audioversion ist nur auf Englisch verfügbar

Das historische Reich von Kusch

Die Kuschiten hatten mehr als 3000 Jahre lang Einfluss auf Nubien, eine Region der Antike, die sich über den größten Teil des heutigen Sudan und den Süden Ägyptens erstreckte.

Das Reich von Kusch erstreckte sich einst über 1.500 Kilometer des ägyptischen Niltals und existierte von 760 bis 656 v. Chr. Die kuschitischen Herrscher dieser Ära werden die „Schwarzen Pharaos“ genannt.

Meroe wurde etwa im Jahr 590 v. Chr. die dritte und letzte Hauptstadt dieser Kultur. Damit begann für die Kuschiten eine Zeit, die man auch das „Goldene Zeitalter“ nennt.

Die Nubischen Pyramiden

Heute sind Überreste von mehr als 200 einzigartigen nubischen Pyramiden in der sudanesischen Wüste erhalten. Sie sind ein Denkmal für eine einstmals blühende Kultur.

Sieh dir die Pyramide von dort, wo du gerade bist, mit Augmented Reality näher an.

Dieses Augmented-Reality-Erlebnis wird auf deinem Gerät noch nicht unterstützt.

Diese Technologie ist nur in Chrome auf unterstützten Android-Geräten verfügbar.

Scanne den QR-Code mit einem unterstützten Gerät, um Augmented Reality zu starten.

Entdecke die Pyramiden von dort, wo du gerade bist, mit Augmented Reality.

Du kannst aber auch einfach weiterscrollen.

Hoppla! Ein Problem ist aufgetreten.

Es kann sein, dass du den Kamerazugriff nicht erlaubt hast oder dein Gerät nicht kompatibel ist. Dieses Erlebnis wurde für aktuelle Android-Geräte entwickelt.

Der einzigartige Aufbau

Der einzigartige Aufbau

Die Pyramiden von Meroe sind zwischen 6 und 30 Meter hoch. Durch ihren schmalen Grundriss entstehen die typischen steilen Wände dieser Bauwerke.

Dies ist die weitgehend intakte Pyramide von König Arkamani I.

Steile Wände

Die steilen Wände entstanden durch die Verwendung eines einfachen Holzkrans, der von den Arbeitern bedient wurde. Dieser Kran, „Schaduff“ genannt, war in der Mitte des Platzes verankert und die Pyramide wurde um ihn herum gebaut.

Wer hat die Pyramiden gebaut?

Wie auch im antiken Ägypten entwarfen und bauten die Eigentümer ihre eigenen Pyramiden zu Lebzeiten selbst. Auf diese Weise – so der Glaube – würde es bei ihrer Reise ins Jenseits keine Verzögerungen geben. Der Bau größerer Pyramiden konnte länger als ein Jahr dauern.

Was ist in den Pyramiden?

Anders als in den Pyramiden von Gizeh in Ägypten gibt es in den nubischen Pyramiden keine Grabkammern. Die äußeren Schichten der Sandsteinblöcke umschließen eine Füllung aus Schutt und Erde – in einem Fall fand man dort auch die Überreste eines Schaduffs.

Die Opferkapelle

Hier fanden frühe Forscher Opfergaben wie Bogen, Pferdegeschirre, Holzkisten, Geschirr und importierte Waren aus Meroes weitreichenden Handelsbeziehungen mit Ägypten, Rom, Griechenland, Indien und China.

Die Opferkapelle der 12. Pyramide des Nordfriedhofs ist einem unbekannten König gewidmet.

Der Verstorbene zu Lebzeiten

Darstellungen auf der Südmauer zeigen das Leben des Verstorbenen als König. Die kleineren Szenen davor stellen wahrscheinlich Teile der Beisetzungszeremonie dar, zu der üblicherweise auch Viehopfer gehörten.

Sein Leben im Jenseits

Die Nordmauer zeigt denselben König, der von der Göttin Isis umarmt wird. Isis war die Göttin, die die Verstorbenen bei ihrem Übergang ins Jenseits begleitete. Aber in diesem Raum fanden sie nicht ihre letzte Ruhe…

Das unterirdische Grab

Eine verschüttete Treppe führt unter die Pyramide und endet vor dem Eingang eines Grabs. Dort gab es meist eine oder zwei kunstvoll verzierte Kammern, die den Geist des Verstorbenen im Jenseits bewahren sollten.

Diese Darstellung basiert auf echten archäologischen Daten aus Meroe.

Der Vorraum

Im ersten Raum, dem Vorraum, befinden sich Säulen mit Hieroglyphen und Malereien in hellen Farben, die Götter wie Isis und Osiris darstellen. Kuschiten und Ägypter hatten zu dieser Zeit seit Tausenden Jahren miteinander gelebt und glaubten an viele gemeinsame Götter.

Die Grabkammer

Die zweite Kammer war ähnlich dekoriert. In den Wandnischen befanden sich möglicherweise Skulpturen. Hier wurden Könige und Königinnen auf einem Holzbett zur Ruhe gelegt. Bei modernen archäologischen Grabungen wurden allerdings keine sterblichen Überreste gefunden.

Gab es Mumien?

Es wurden nie sterbliche Überreste von Mitgliedern der Königsfamilien gefunden. Vermutlich wurden sie von Grabräubern gestohlen. Wir wissen daher nicht mit Sicherheit, ob sie mumifiziert wurden. Es gab allerdings Gegenstände, die auf Mumifizierungen hindeuten, wie beispielsweise chirurgische Instrumente, , kostbares Räucherwerk und Öle.

Hier wurden Könige und Königinnen begraben – doch wie war ihr Leben?

Scrolle, um mehr zu entdecken

Könige
und Königinnen

Könige, die denselben Namen, aber gegensätzliche Ansichten zur kuschitischen Kultur hatten. Königinnen, die Armeen anführten und ihr Königreich eigenständig regierten. Dies sind nur einige der vielen Herrscher von Meroe.

Ein großer Teil unseres Wissens über Meroe stammt aus den Schriften antiker Ägypter, Römer und Griechen. Es kann jedoch sein, dass diese Berichte einseitig sind und nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Wir können es nicht genau wissen, weil wir die meroitische Sprache nicht vollständig verstehen. Die Sprache gibt es in zwei Formen: Schreibschrift und Hieroglyphen. Die Arbeit an der vollständigen Dechiffrierung der meroitischen Sprache dauert bis heute an. Vielleicht erzählt uns diese antike Zivilisation ihre Geschichte eines Tages in ihren eigenen Worten.

Die Symbole der Sprache ähneln beispielsweise Vögeln, Getreide und Menschen, aber ihre Bedeutung ist unklar.
Hieroglyphen
Die Buchstaben der meroitischen Schreibschrift ähneln einem fließenden Text, ähnlich einer modernen Handschrift.
Schreibschrift

Folge der Spur der antiken Kuschiten und entdecke ihre königlichen Friedhöfe mit Street View.

Die durch ständige Bewegung der Sanddünen teilweise verschüttete Pyramide von König Kalka Kaltaly.

Die einzigartige Pyramide von Königin Amanitore – eigentlich eine „Mastaba”, da sie ein flaches Dach hat.

In der Opferkapelle von König Adeqetali sind zwei Figuren mit Schwertern abgebildet.

Danksagung

Erfahre mehr über Meroë und andere UNESCO Weltkulturerbestätten im Sudan – Gebel Barkal und die Stätten der Region Napatan und den Sanganeb Marine National Park.

In Partnerschaft mit der

Dieses Projekt wurde ermöglicht mit Unterstützung der UNESCO Sudan und dank unserer historischen Berater und Faktenchecker – Dr. Shadia Taha und Dr. Khaled Elgawady.
Quellenangaben
  • Bonnet, C., 2019. The Black Kingdom of the Nile (Vol. 1000). Nathan I. Huggins Lectures.
  • Kendall, T., 2007. Egypt and Nubia. Routledge.
  • Welsby, D.A., 2001. Kendall, T., Kerma and the Kingdom of Kush, 2500–150 BC: The Archaeological Discovery of an Ancient Nubian Empire. Washington DC: National Museum of African Art, Smithsonian Institution, 1997, 6. Africa, 71(2), S. 316–317.
  • Taha, S., 2020, What did the Kushite Empire do for Ancient Egypt? 25. September. Verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=D8a0w_ZbP2Y (Zugriff am 15. September 2021).
  • Taha, S., 2020, Did the Invasion of the Kingdom of Meroe Take Place? 30. Oktober. Verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=7jGh9iKFcOc (Zugriff am 15. September 2021).
  • Taha, S., 2021, The Power of Kerma: Exposing Facts Erased by Ancient Egyptians: Part 1. 14. Februar. Vefügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=aV0CZI-Y3_c (Zugriff am 15. September 2021).
  • Taha, S., 2021, The Power of Kerma: Exposing Facts Erased by Ancient Egyptians: Part 2. 14. Februar. Verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=vmfFpCdrNTs (Zugriff am 15. September 2021).
  • Taha, S., 2021, Queens and High Priestess: Women in Ancient Kush: Part 1. 14. September. Verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=WiLNUYC-g4k (Zugriff am 15. September 2021).
  • Taha, S., 2021, Queens and High Priestess: Women in Ancient Kush: Part 2. 14. September. Verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=_16tSlJxIio (Zugriff am 15. September 2021).
  • Fluehr-Lobban, C., August 1998. Nubian Queens in the Nile Valley and Afro-Asiatic Cultural History. In Ninth International Conference for Nubian Studies.
  • Williams, L. und Finch, C.S., 1984. The Great Queens of Ethiopia. Black Women in Antiquity, S. 12–35.
  • Welsby, D. A. 1996. The Kingdom of Kush: The Napatan and Meroitic Empires. Princeton, NJ: Markus Wiener Publishers, 1996.
  • Török, L., 2018. Nubians Move From the Margins to the Center of Their History. From the Fjords to the Nile: Essays in honour of Richard Holton Pierce on his 80th birthday. Oxford: Archaeopress Archaeology, S. 1–18.
  • Török, L., 1997. The Kingdom of Kush: Handbook of the Napatan-Meroitic Civilization. Brill.
  • Adams, W.Y., 1994. Castle-Houses of Late Medieval Nubia. Archéologie du Nil Moyen, 6, S. 11–46.
  • Griffith, S., 2015. Offerings to the god Osiris found hidden beneath ancient Sudanese pyramids: 2,000-year-old structures marked Kushite graves. Daily Mail Online, Science and Technology, 15. September. Verfügbar unter https://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-3239899/Pyramids-discovered-ancient-Sudanese-cemetery-2-000-year-old-structures-built-dead-hid-offerings-god-Osiris.html (Zugriff am: 15. September 2021).
  • Owen, J., 2013. 35 Ancient Pyramids Discovered in Sudan Necropolis. LiveScience, 6. Februar. Verfügbar unter https://www.livescience.com/26903-35-ancient-pyramids-sudan.html (Zugriff am 15. September 2021).
  • Owen, J., 2013. In Photos: Beautiful Pyramids of Sudan. LiveScience, 6. Februar. Verfügbar unter https://www.livescience.com/26900-ancient-pyramids-sudan.html (Zugriff am 15. September 2021).
  • Owen, J., 2015. 16 Pyramids Discovered in Ancient Cemetery. LiveScience, 16. September. Verfügbar unter https://www.livescience.com/52186-16-pyramids-discovered-ancient-cemetery.html (Zugriff am 15. September 2021).
  • Dr. Salah Mohamed Ahmed (Pers Comm) August 2021. Former Director of Sudan Corporation for Antiquities and Museums (NCAM), Director of the Qatar Archaeological Project in Sudan.
  • Hinkel, F. W., 1992. Preservation and Restoration of Monuments. Causes of Deterioration and Measures for Protection, in C. Bonnet (ed.), Études Nubiennes I. Actes du VIIe congrès international d’études Nubiennes, 3-8 Septembre 1990. Genève, S. 147–185.
  • Hinkel, F. W., 2000. The Royal Pyramids of Meroe. Architecture, Construction and Reconstruction of a Sacred Landscape, Sudan & Nubia, 4, S. 11–26.
  • Wolf, P., Riedel, A., Bashir, M.S., Yellin, J.W., Hadlof, J. und Büchner, S., 2018. The Qatari Mission for the Pyramids of Sudan: Fieldwork at the Meroe Royal Cemeteries: a Progress Report. Sudan and Nubia, 22, S. 3–28.
  • Wolf, P., Riedel, A., Bashir, M.S., Yellin, J.W., Hadlof, J. und Büchner, S., 2014. The Qatari Mission for the Pyramids of Sudan. – Fieldwork at the Meroe Royal Cemeteries – A Progress report. Bashir, M.S. und DAI, A.R., Kirwan Memorial Lecture.
  • Vincent, F., 2012. Preparing for the Afterlife in the Provinces of Meroe. Sudan & Nubia, 16, S.–52.
  • Bonnet, C., 2020. The Cities of Kerma and Pnubs-Dokki Gel. The Oxford Handbook of Ancient Nubia, S. 201.
  • Bonnet, C., 1992. Excavations at the Nubian Royal Town of Kerma: 1975–91. Antiquity, 66(252), S. 611–625.
  • Taha, S., Frankincense: Traditions Rooted in the Sudanese DNA – im Protokoll der „Red Sea VIII International Conference on the Peoples of the Sea Region and their Environment“, im: The Polish Centre for Mediterranean Archaeology, Universität Warschau, 4.–9. Juli 2017.
  • Haaland, R., 2014. The Meroitic Empire: Trade and Cultural Influences in an Indian Ocean Context. African Archaeological Review, 31(4), S. 649–673.
  • Bashier, N.H., 2014. The Ancient Trade Routes of the Meroitic Kingdom with the Countries of the Mediterranean. RUDN Journal of World History, (1), S. 92–99.
  • Davis, S.L., Roberts, C. and Batkin-Hall, J., 2018. A Comprehensive Approach to Conservation of Ancient Graffiti at El Kurru, Sudan. Journal of the American Institute for Conservation, 57(1-2), S. 1–18.
  • Helmbold-Doyé, J., 2019. Tomb Architecture and Burial Custom of the Elite During the Meroitic Phase in the Kingdom of Kush. In Handbook of Ancient Nubia (S. 783–810). De Gruyter.
  • Rilly, C. und de Voogt, A., 2012. The Meroitic Language and Writing System. Cambridge University Press.
  • Adams, W.Y., 1994 – Big Mama at Meroë: Fact and Fancy in the Candace Tradition – Papier, das im Rahmen der „Third International Conference of the Sudan Studies Association“ in Boston vorgestellt wurde.
  • Fluehr-Lobban, C., 1998. Nubian Queens in the Nile Valley and Afro-Asiatic Cultural History. Boston: Museum of Fine Arts.
  • Carney, E.D. und Müller, S. Hrsg., 2020. The Routledge Companion to Women and Monarchy in the Ancient Mediterranean World. Routledge.
  • Lobban Jr, R.A., 2021. Historical Dictionary of Ancient Nubia. Rowman & Littlefield Publishers.
  • Matić, U., 2014. Headhunting on the Roman Frontier: (Dis)respect, Mockery, Magic and the Head of Augustus from Meroe. The Edges of the Roman World, S. 117–134.
  • Lohwasser, A., 2020. The Role and Status of Royal Women in Kush. In The Routledge Companion to Women and Monarchy in the Ancient Mediterranean World (S. 61–72). Routledge.
  • Hakem, A.A., 1981. The Civilization of Napata and Meroe. General History of Africa II, S. 298.
  • Trigger, B.G. und Heyler, A., 1970. The Meroitic Funerary Inscriptions from Arminna West. Publications of the Pennsylvania-Yale Expedition to Egypt.
  • Griffith, F.L., 1917. Meroitic Studies IV. The Journal of Egyptian Archaeology, 4(1), S. 159–173.
  • Griffith, F.L., 1916. Meroitic Studies. The Journal of Egyptian Archaeology, 3(1), S. 111–124.
  • Haycock, B.G., 1972. Landmarks in Cushite History. The Journal of Egyptian Archaeology, 58(1), S. 225–244.
  • Haycock, B.G., 1967. The Later Phases of Meroitic Civilization. The Journal of Egyptian Archaeology, 53(1), S. 107–120.
  • Baldi, M., 2015. Isis in Kush, a Nubian Soul for an Egyptian Goddess. Journal of Intercultural and Interdisciplinary Archaeology, (02), S. 97–121.
  • Winters, C., 2005. Meroitic religion. Arkamani Sudan Electronic Journal of Archaeology and Anthropology.
  • Ahmed Hussein Abdelrahman Adam (Pers Comm) August 2021. Associate Professor, University of Khartoum, Department of Archaeology.
  • Wenig, S., 1975. Meroe, Geschichte des Reiches – Kunst, Schrift und Sprache, in Lexikon der Ägyptologie 4, S. 98–107.
  • Wenig, S., 1975. Ergemenes, in Lexikon der Ägyptologie 1, S. 1266.
  • Wenig, S., 1975. Amanishakhete, in Lexikon der Ägyptologie 4, S. 170–171.
  • Wenig, S., 1967. Mitteilungen des Instituts für Orientforschungen 13.
  • Lohwasser, A., 2013. Die meroitische Periode des Reiches von Kusch, in Wenig, S. und Zibelius-Cheen, K., Die Kulturen Nubiens – ein afrikanisches Vermächtnis, Dettelbach, S. 227–244.
  • Chapman, S. und Dunham, D., 1952. Decorated Chapels of the Meroitic Pyramids at Meroe and Barkal. The Royal Cemeteries of Kush (RCK), 1–3, Boston.
  • Dunham, D., 1957. Royal Cemeteries of Kush: Royal Tombs of Meroe and Barkal. Museum of Fine Arts, Boston.
  • Dunham, D., 1963. The West and South Cemeteries at Meroe. Museum of Fine Arts, Boston.
  • Porter, B. und Moss, R.L.B., 1952. Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphics Texts, Reliefs and Paintings VI. Nubia, The Deserts, and Outside Egypt. Meroe Pyramids, S. 241–260. References for Scenes from the Pyramid of Ergemenes: S. 257.
  • Lepsius, R., 1849. Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien. Nicolaische Buchhandlung, Berlin, Edition des Belles Lettres, Geneve 1972–1973, 12.

Einführung Die Pyramiden von Meroe

Kapitel eins Das historische Reich von Kusch

Kapitel zwei Die Nubischen Pyramiden

Kapitel drei Könige und Königinnen

Kapitel vier Die meroitische Sprache

Danksagung

/

Was sind Kanopen?

Bei einer Mumifizierung wurden den Verstorbenen Lunge, Leber, Därme und Magen entnommen und in vier verschiedenen Krügen, den Kanopen, versiegelt. Jeder Krug war einem anderen Schutzgott nachgebildet, alle vier ähnelten den Horussöhnen.

Regierte von 270 bis 260 v. Chr.

König Arkamani I

Der Wechsel der Hauptstadt des kuschitischen Reiches von Napata zu Meroe geschah über einen längeren Zeitraum. Der Übergang begann 320 Jahre vor der Regierungszeit von Arkamani unter der Herrschaft von König Aspelta. Wahrscheinlich wurde Meroe jedoch endgültig zum Zentrum der kuschitischen Kultur, als Arkamani als erster König dort begraben wurde.

Auf einer altertümlichen Karte von Meroe ist in der unteren linken Ecke eine Pyramide markiert.
Die Pyramide von Arkamanis I. befindet sich auf dem Südfriedhof Reise nach Meroe, Cailliaud, 1826–1827

Angeblich hatten die Hohepriester aufgrund einer in Napata entstandenen Tradition Autorität über den König. So als käme die Anordnung von König Amun selbst, konnten sie dem König jederzeit befehlen, abzudanken, und zwar durch Selbstmord. Aber Arkamani, auch „Ergamenes“ genannt, hatte andere Pläne, wie der Historiker des antiken Griechenland, Diadorus, schrieb… 

„Ergamenes, König der Äthiopier*, der in griechischer Philosophie unterrichtet worden war, war der Erste, der es wagte, diesen Befehl zu missachten. Mit einer Entschlossenheit, die eines Königs würdig ist, eroberte er mit einer bewaffneten Truppe den verbotenen Ort, an dem sich der goldene Tempel der Äthiopier* befand. Er tötete alle Priester, schaffte diese Tradition ab und führte Praktiken nach seinem eigenen Ermessen ein.“ 

Natürlich können wir nicht mit Sicherheit wissen, ob Diadorus’ Bericht der Wahrheit entspricht oder ob Arkamani wirklich Unterricht in griechischer Philosophie hatte. Vermutlich wurde die Geschichte für Diadorus’ westliches Publikum ausgeschmückt. Wir wissen ja, dass die Priester mächtig waren. Andere Reisende der Antike, die von Meroe berichteten, erwähnten dieses Ereignis jedoch gar nicht, obwohl es für ihre Geschichte enorme Bedeutung gehabt haben müsste.

Die Wahrheit wird nur dann ans Licht kommen, wenn es gelingt, die meroitische Sprache zu entziffern. Arkamani selbst war an der Entwicklung dieser Sprache beteiligt.

Das ist ein Beispiel dafür, wie die Herrschaft Arkamanis den Einfluss der ägyptischen Kultur in Meroe verringerte. Er ermutigte sein Volk, die eigene Identität in Form von Kunst, Politik, Ritualen und Architektur auszudrücken. Deshalb war seine Pyramide die Erste, die im nubischen Stil gebaut wurde.

* Hier wird das Wort „äthiopisch” verwendet, da es das altgriechische Wort für „nubisch“ ist.

Regierte von 221 bis 204 v. Chr.

König Arkamani II.

Arkamani II. (auch „Arqamani“ oder „Ergamenes II.” genannt) wurde nach seinem Vorfahr benannt. Die verwandtschaftliche Beziehung und die Thronfolge sind allerdings unklar, da wir den Stammbaum der kuschitischen Königsfamilie nicht vollständig kennen.

Arkamani II. mit Göttern an beiden Seiten, die ihm eine Krone aufsetzen.
Die Pyramide von Arkamani II. befindet sich auf dem Nordfriedhof Reise nach Meroe, Cailliaud, 1826–1827

Wie dem auch sei, Arkamani II. hätte sich von seinem Namensvetter kaum stärker unterscheiden können. Er versuchte, ägyptische Elemente wieder stärker in die kuschitische Kultur einzubringen. Ganz im Gegensatz zu Arkamani I., der eine stärker ausgeprägte kuschitische Kultur gefördert hatte. 

Dies zeigt sich in der Architektur, die während der Herrschaft Arkamanis II. entstand. Der kuschitisch-ägyptische Stil aus der Zeit vor Arkamani I. kehrte zurück. Das ist auch an der Pyramide von Arkamani II. erkennbar, die viel stärker vom ägyptischen Stil geprägt ist.

Weitere Beispiele sind die Denkmäler und Tempel, die er in Nubien nahe dem Gebiet des antiken Ägypten bauen ließ. Aus Inschriften im Stein wissen wir, dass er am Bau der Tempel in Philae und Kalabscha beteiligt war. Es ist außerdem dokumentiert, dass er den Tempel von Dakka zusammen mit Pharao Ptolemaios IV. von Ägypten baute.

Obwohl sich diese Tempel heute im modernen Ägypten befinden, werden sie immer noch als „nubische Tempel“ bezeichnet, da ihre Bauweise der Tradition der nubischen Bevölkerung entsprach, die dort einst lebte.

Regierte von 10 v. Chr. bis 1 n. Chr.

Königin Amanishakheto

Sie wurde als Kriegerin mit Pfeilen und Bogen dargestellt. Ihre imposante Gestalt ist bis heute auf den Wänden ihrer Opferkapelle zu sehen. Diese größere Figur war ein Symbol für Macht, Schönheit und Wohlstand.

Eine alte Illustration aus den 1800er Jahren zeigt eine große, imposante Pyramide, die weitgehend intakt ist.
Amanishakhetos Pyramide vor ihrer Zerstörung Reise nach Meroe, Cailliaud, 1826–1827

Amanishakheto erhielt neben mehreren weiteren Königinnen die meroitischen Titel „Qore“ und „Kandake“. „Qore“ bedeutete Herrscher oder König. Diesen Titel erhielten auch männliche Regenten. „Kandake“ hingegen war ein Titel für eine Königin oder ein anderes weibliches Mitglied der königlichen Familie. Dass diese beiden Titel zusammen verwendet wurden, bedeutet, dass sie ihr Reich als Königin unabhängig regierte.

Ihr Name befindet sich auf vielen Denkmälern überall in ihrem damaligen Reich. Eine Schrift aus dem antiken Ägypten besagt, dass sie sehr gute Beziehungen zu Rom hatte und einen Botschafter dorthin entsandte.

Von ihrem Leben ist ansonsten wenig bekannt, außer einer Schmucksammlung, mit der sie begraben wurde. Der Schatzsucher Giuseppe Ferlini stahl diesen Schmuck 1834 und zerstörte dabei ihre Pyramide und viele weitere in Meroe.

Regierte von 1 bis 25 n. Chr.

Königin Amanitore

Amanishakhetos Tochter wurde als große Baumeisterin bekannt. Allein der Umfang der Bauarbeiten während ihrer Regentschaft – darunter der Wiederaufbau des großen Tempels für Amun in Meroe – zeigt, dass dies eine Blütezeit der kuschitischen Kultur war.

Ihre Pyramide hat eine einzigartige Form mit abgestuften Seiten anstelle der glatten Schrägen.
Amanitores ungewöhnliche Pyramide ist eigentlich eine sogenannte „Mastaba“, da sie ein flaches Dach hat Reise nach Meroe, Cailliaud, 1826–1827

Amanitore regierte vermutlich zusammen mit ihrem Mann König Natakamani, da in den Beschreibungen ihrer Erfolge immer beide erwähnt werden. Vermutlich starb Natakamani in einer Schlacht und Amanitore regierte danach allein. Es wird auch vermutet, dass sie die in der Bibel erwähnte „Candace*, Königin der Äthiopier**” war.

Ihre gemeinsame Regentschaft brachte sehr großen Wohlstand. Viele Bauwerke entstanden und zerstörte Tempel wurden wieder aufgebaut. Es wurden bessere Bewässerungkanäle gegraben, damit Bauern mehr Nahrung produzieren konnten. Artefakte, die während dieser Periode Gräbern beigelegt wurden, zeigen, dass der Handel blühte und Meroe über neue Karawanenrouten mit antiken arabischen Kulturen im Osten verbunden war.

Viele Königinnen von Meroe wurden als leidenschaftliche Kämpferinnen dargestellt, die ihre Armeen in den Kampf führten. In einem Apedemak, dem löwenköpfigen Gott des Sieges, gewidmeten Tempel gibt es eine Abbildung, auf der Amanitore ihr Schwert hält und ihre Feinde besiegt.

* „Candace“ ist eine lateinische Version von „Kandake“, einem meroitischen Titel für eine Königin oder ein weibliches Mitglied der königlichen Familie. In der Bibel wird der Titel missverständlich als Name der Königin genannt. ** Hier wird das Wort „äthiopisch” verwendet, da es das altgriechische Wort für „nubisch“ ist